KategorieNews Archive

Stiftung Warentest im Sportverein?

12.11.2009 20:12
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Neulich hat Stiftung Warentest Fitnessstudios getestet
Neulich hat Stiftung Warentest Fitnessstudios getestet. Dazu wurden verdeckt Männer und Frauen als Neulinge eingeschleust. Sie ließen sich Trainingspläne erstellen, nahmen an Kursen teil und bewerteten dabei heimlich die Trainingsbetreuung und die Trainingsmöglichkeiten, den speziellen Service und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Das Ergebnis der Tester war für die Fitnessstudiobetreiber einigermaßen ernüchternd und könnte manchen Sportvereins-verantwortlichen eigentlich erfreuen: Für die acht untersuchten Fitness-Ketten in Deutschland wurde nur einmal gut (2,1), dreimal befriedigend (2,6 bis 3,2) und gleich viermal ausreichend (3,7 bis 4,2) vergeben. Die schlechtesten Urteile gab es offensichtlich für die Trainingsbetreuung. Hier haben die Studios versagt, da fühlten sich die Tester allein gelassen. Und spätestens hier stellt sich die Frage, wie wohl Sportvereine abschneiden, würde Stiftung Warentest sie inspizieren - zumal jene, die selbst Fitnessstudios unterhalten. Diese Vereine könnten zumindest für sich in Anspruch nehmen, dass das vereinsbetriebene Fitnessstudio per se nur ein Teil eines großen Ganzen im Angebotssortiment ist. Und was die anderen Sportvereine ohne eigenes Fitness-studio anbelangt, ließe sich anfügen, dass diese ohnehin mit „kommerziellen Körpermodellie-rungsinstituten“ genauso wenig gemeinsam haben, wie sich die Testergebnisse von Staubsaugern mit denen von Dosensuppen vergleichen lassen. Sind Sportvereine und Fitnessstudios also zwei völlig konträre Sportwelten? Ja, aber: Schon beim großen Kongress des Deutschen Sportbundes 1987 in Berlin wurde im Arbeitskreis 13 mit dem Titel „Kommerzielle Sportbetriebe - Konkurrenz für die Vereine?“ seinerzeit abschießend festgestellt, dass „in Zukunft beide, Sportvereine und Sportstudios, nebeneinander bestehen und je eigene Funktionen erfüllen werden“. Ganz egal, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede heute zwischen Sportvereinen und Fitnessstudios tatsächlich bestehen und wie sie ihre je eigene Funktion wahrnehmen - dass sich seine Mitglieder allein gelassen fühlen, dass es keine angemessene Betreuung zum und beim Training gibt, eine solch miese Beurteilung, wie sie jüngst für Fitness-Ketten konstatiert wurde, möchte sich wohl kaum ein Sportverein auf die Fahnen schreiben lassen wollen. Im Grunde muss sich auch kein Sportverein deshalb große Sorgen machen, solange er sich um eine hohe Qualifikation seines Personals kümmert und seine Mitglieder diese hohe Qualität permanent „am eigenen Leibe“ erleben können. Dann soll doch Stiftung Warentest mit einer speziell für Sportvereine (mit und ohne Fitnessstudio) geladenen „Testbatterie“ ruhig mal kommen. Mehr noch: Bundesweit gibt es knapp 6.000 Fitnessstudios. So gesehen hätten die rund 90.000 Sportvereine eigentlich schon viel früher dran sein müssen - wenn sie sich denn wirklich so einfach wie Fitnessstudios testen ließen! Quelle:DOSB-Mitteilungen vom 10.11.09