FDP - Frank Sitta

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FDP - Frank Sitta
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Interview mit Frank Sitta von Helge Missal zur Bundestagswahl 2017 für den Stadtsportbund Halle (Saale) e. V.

„Sport bringt Menschen zusammen“

Es ist ein grauer und sehr verregneter Tag Ende Juli, den man eher im September oder noch später verorten würde. Für das Interview hat Frank Sitta ein Café in der halleschen Innenstadt vorgeschlagen, das immer wieder von Leuten mit tropfenden Regenschirmen betreten wird. Das kräftige Licht sorgt für eine angenehme Atmosphäre.

Herr Sitta, wie liest sich Ihre sportliche Vita? 
Ich bin kürzlich beim HFC gewesen und traf zufällig meinen alten Sportlehrer wieder. Ich habe früher Basketball gespielt und dieser Lehrer hat mich zu Schulzeiten häufiger gefragt: „Frank, siehst Du den Ball überhaupt?“ Ich trug damals eigentlich eine Brille, wollte aber eine unschöne Sportbrille vermeiden und da wurde mir bewusst, dass ich nicht nur den Ball schlechter sehe, sondern die ganze im Basketball so wichtige Körpersprache nicht richtig lesen konnte. Meine Basketballkarriere ist demnach eher überschaubar. (lacht) Ich habe früher mit Turmspringen, Fechten, Eisschnelllauf viel ausprobiert, davon war aber nichts von Dauer.

Lässt es Ihre Zeit zu, Sport zu treiben?
Aufgrund meiner Dreifachbelastung aus Parteiarbeit, Selbstständigkeit und Familie versuche ich, die wenige freie Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Sofern es das Wetter zulässt, lege ich viele Wege in der Stadt zu Fuß zurück. So kann ich die Aktivität mit einem weiteren vernachlässigten Hobby, dem Lesen, kombinieren, indem ich Hörbücher höre.

Herr Sitta, die Basis für den Spitzensport bildet eine gezielte Förderung des Nachwuchses. Der hallesche Bundesstützpunkt Turnen wurde bereits geschlossen, weitere stehen zur Disposition. Wie können diese und die anderen erhalten bleiben?
Natürlich müssen wir über die Effizienz von einzelnen Stützpunkten sprechen. Für Halle ist diese örtliche Anlaufform und Bündelung jahrelang ein Garant für erfolgreiche Nachwuchs- und Profiausbildung gewesen. Solche Schließungen verschlechtern die optimalen Rahmenbedingungen der Athleten. Dennoch gab es in den letzten Jahren einen schleichenden Abstieg, was Erfolge angeht. Prozesse der Neuausrichtung können somit auch als Chancen gesehen werden. 

Mit dem Schließen geht jedoch der Verlust von Know-how verloren, wenn Trainer abwandern. Wird nicht eine negative Entwicklung in Gang gesetzt, wenn Halle weitere Stützpunkte verliert?
Die Fragestellung ist, ob Halle oder Magdeburg an Bedeutung verliert. Man muss sich fragen: Wo sind wir spitze und wo können wir Ausbilder im Nachwuchsbereich an der Spitze sein. Im aktuellen Fall des Bundestrainers Frank Embacher in der Sektion Schwimmen gibt es jetzt schon Gespräche über Kooperationen zwischen Leipzig und Halle. 

Warum sind die Stützpunkte aus Ihrer Sicht für die Stadt Halle dennoch wichtig?
Sie bieten Sportlern die besten Rahmenbedingungen an einem Ort. Und ziehen potenzielle Olympiasieger in die Stadt. Für Sportlerinnen und Sportler muss es attraktiv sein, für unsere Stadt und auch unser Land Spitzensport zu betreiben.

Im Bundestagsprogramm Ihrer Partei wird Doping als Betrug in vielerlei Hinsicht gewertet? Wie muss Ihrer Ansicht nach eine nachhaltige Bekämpfung des Dopings ausgestaltet sein?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Doping zu bekämpfen. Man könnte die Dichte der Doping-Kontrollen erhöhen und stärker präventiv entgegenwirken, indem man informiert und aufklärt. Der Deutsche Schwimm-Verband oder der Bund Deutscher Radfahrer schließen Athletenvereinbarungen mit finanziellen Vertragsstrafen ab. Auch von staatlicher Seite her greifen Maßnahmen noch zu wenig. Das beste Gesetz ist nutzlos, wenn es nicht umgesetzt wird.

Wie könnten schon im Jugendalter ansetzende Präventionsmaßnahmen aussehen, damit Doping in Zukunft effektiver bekämpft werden kann?
Hier können gestandene Athleten als Vorbilder fungieren: Spitzensportler, die als Anti-Doping-Botschafter informieren und aufklären. 

Es gibt einige hallesche Erstligisten und traditionsreiche Sportveranstaltungen wie die Werfertage. Wie bewerten Sie deren Stellenwert für die Stadt?
Solche Meetings mobilisieren Zuschauer und Sportler gleichermaßen. Ob international oder national, es bietet den Hallensern die Möglichkeit, Spitzensportler hautnah zu sehen. Auch die Stadt profitiert als Austragungsort.
    
Das deutsche Vereinswesen lebt vom Ehrenamt. Ohne die Freiwilligen würden bestimmte Tätigkeiten wegfallen oder aus öffentlichen Geldern bezahlt werden müssen. Wie können bürokratische Hürden gesenkt werden, um Leute für das Ehrenamt zu begeistern?
Der Sport ist einer der größten ehrenamtlich geführten Bereiche in der Bundesrepublik Deutschland. Als liberale Partei begrüßt und fördert die FDP ehrenamtliches Engagement, denn dort, wo Bürger freiwillig tätig werden, können sich Staat, Land und Kommune zurückhalten. Die größte Hürde für Vereine und deren ehrenamtlichen Mitarbeiter ist die Zuwendungsbeschaffung. NRW zum Beispiel stellt eine fachbezogene Pauschale ohne bürokratisch aufwendige Verfahren zur Verfügung. 

Der Zustand vieler hallescher Sportanlagen ist beklagenswert. Zudem sind viele Turnschulhallen als Sportstätten weggefallen. Wie würde Ihr Engagement im Bundestag aussehen, um den halleschen Sportlerinnen und Sportlern für die Ausübung ihres Sports die notwendige Infrastruktur bereitzustellen?
Selbstverständlich würde ich mich dafür einsetzen, dass hier so viel Unterstützung wie möglich erbracht wird. Hier kann man sicher auch bestens mit anderen Bundestagsmitgliedern aus Halle kooperieren. 

Der DOSB fordert ein mehrjähriges Sportstätteninfrastrukturprogramm mit einem Volumen von 500 Mio. Euro jährlich. Unterstützen Sie solche Forderungen?
Ich begrüße die Modernisierung von Sportstätten. Solche Investitionen ermöglichen auch, neue Anlage in bisher unerschlossenen Stadtquartieren zu bauen. Durch mehr Personal können Öffnungszeiten von Spielstätten flexibler gestaltet werden.

In der Vergangenheit war den Medien immer wieder zu entnehmen, dass sich Anwohner über den Lärm von Kindern auf Sportanlagen beschwerten und dagegen rechtlich vorgehen. Sollte Kinderlärm privilegiert werden, damit Kinder Sport treiben können?
Die Menschen, die sich über Kinderlärm echauffieren, sollten sich ihre eigene Kindheit ins Gedächtnis rufen. Ansonsten ist es wirklich die Frage, inwieweit man spielende oder Sport treibende Kinder als Lärm definieren sollte.

Halle ist gemessen am Alter der Bevölkerung die älteste Großstadt Deutschlands. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass regelmäßiger Sport die Lebenserwartung erhöht. Warum ist Rehabilitationssport wichtig und sollte Unterstützung erfahren?
Ist das eine Suggestivfrage? Die höhere Lebenserwartung hinterlässt natürlich Spuren. Die Anfälligkeit für Krankheiten steigt. Durch Reha-Sport werden Krankheitsverläufe positiv beeinflusst und die Lebensqualität der Patienten bzw. Teilnehmer verbessert. Hier zu fördern, macht daher durchaus Sinn. 

Wie stehen Sie Bestrebungen gegenüber, ein nationales Gesundheitsziel „Bewegungsmangel reduzieren“?
Das sehe ich sehr positiv. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Bewegungsmangel verursacht immense Kosten in unserem Krankensystem. 25 Prozent der Krankheitskosten sind auf Bewegungsmangel zurückzuführen. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung sollte man dieses Ziel verfolgen. 

In Ihrem Wahlprogramm ist Sport Teil der Bildungspolitik. Welchen Stellenwert schreiben Sie Sport in Bezug auf Bildung zu?
Einen sehr bedeutsamen. Dass Bewegung die geistige Entwicklung von Kindern fördert, ist belegt. Zudem erlangen Heranwachsende wichtige Schlüsselkompetenzen in der sozialen Interaktion. Somit gehört es ganz klar zum Bereich Bildung.

Ein gern genutzter Begriff ist das „lebenslange Lernen“. Welchen Beitrag können hier Ganztagsschulen leisten, um Kinder bereits früh an ein lebenslanges Sporttreiben heranzuführen?
Neben dem regulären Sportunterricht haben die Ganztagsschulen die Möglichkeit, eine breite Palette von AGs anzubieten, die Jugendliche animieren, Sportzutreiben. Wir wünschen uns aber fakultative Angebote an den Nachmittagen und keine verpflichtenden Ganztagsschulen. 

Wie können Trainer durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen gezielt unterstützt werden?
Ich denke, dass Trainer mehr Zeit für die Arbeit mit den Sportlern benötigen und eine angemessene Vergütung für ihren Einsatz bekommen sollten.

Wenn von Mitteln und Wegen gesprochen wird, die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft voranzutreiben, fällt stets das Wort „Sport“. Welchen Beitrag kann und sollte Sport bei der Integration verschiedener sozialer Gruppen leisten?
Sport bringt Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, sozialem Status, religiöser oder politischer Anschauung, körperlichen Voraussetzungen, Herkunft oder sexueller Orientierung zusammen. Er fördert die gesundheitliche Prävention, den Aufbau von Gemeinschaftsgeist und den Abbau von Vorurteilen. Sport hält Deutschland sprichwörtlich in Bewegung.

Wie lässt sich beispielsweise das Programm „Integration durch Sport“ – Fußball beim FC Halle-Neustadt, Schwimmkurse für Flüchtlingsfrauen – schwerpunktmäßig fördern?
Wie diese einzelnen Projekte unterstützt werden könnten, muss man sich im Detail ansehen. Hierzu fehlen mir Informationen. Klingt alles sehr sinnvoll. 

Welche positiven Effekte sehen Sie für die (hallesche) Zivilgesellschaft?
Wie schon zuvor erwähnt, baut Sport Vorurteile ab. Es bringt ganz unterschiedliche Menschen zusammen. Beim gemeinsamen Sport verschwimmen Herkunft, berufliche Ebene und Alter. 

In Ihrem Wahlprogramm findet sich die Absicht „die herausragende Arbeit der Sportvereine und Fachverbände“ zu fördern. Worin liegt die Leistung der Vereine und wie können diese gezielter unterstützt werden?
Sportvereine tragen lokale Gemeinschaften. Sie sind immens wichtig für eine Gesellschaft und bereichern Städte sowie Gemeinden und die Lebensqualität der Menschen. Die Menschen werden gesünder und aktiver, sie erleben gemeinsam tolle Momente und können sich spielerisch messen. 

Was bedeutet die sportliche Vielfalt für Halle?
Mit knapp 200 Sportvereinen in unterschiedlichsten Sportarten kann man in Halle definitiv von Vielfalt sprechen. Für unsere Stadt und ihre Bewohner bedeutet dies eine große Auswahl, die viele sportliche Interessen bedienen kann. 

Welche Bedeutung kommt dem Sport Ihrer Meinung nach in zehn Jahren zu?
Im Rahmen einer alternden Gesellschaft wird Sport noch wichtiger werden. Es ist unerlässlich, dass sich Menschen fit halten, um lange aktiv und glücklich am Leben teilnehmen zu können. 

Was können die halleschen Sportlerinnen und Sportler von einem Bundestagsabgeordneten Frank Sitta in Bezug auf ihre Belange erwarten?
Einsatz für die Stadt, in sportlichen Fragen durchaus Kooperation mit den anderen Abgeordneten im Wahlkreis, gerade wenn es um Investitionen in Sportstätten für den Breitensport oder um den Leistungssport geht. Ich werde immer für alle und besonders für „Nischensportarten“ Verständnis und Sympathien haben und werde versuchen, Halle in Punkto Stützpunkte und Sportförderung angemessen zu vertreten. Ich freue mich darauf, viel mehr Sportvereine kennenlernen zu dürfen,um zu erfahren, wie die Probleme gelagert sind.

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