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"Bewegung ist ein Grundbedürfnis..."

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Interview mit mit Diplom-Psychologin Anke Krüger
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Warum sollte sich ein Kind oder Jugendlicher aus Ihrer fachlichen Sicht möglichst viel bewegen?
Bewegung ist ein Grundbedürfnis wie Essen, Trinken oder Schlafen, das zum Leben und zum Lernen von Kindern und Jugendlichen dazugehört. Bereits im Säuglingsalter zeigt sich der Drang, durch Bewegung die Umgebung zu entdecken und Erfahrungen zu machen. Auch werden in diesem Stadium soziale Kontakte zu einem hohen Anteil über die Bewegung angebahnt. Im Schulalter vollzieht sich dann eine Veränderung. Längere Bewegungspausen werden, zum Beispiel während des Unterrichts, bewusst eingefordert. Diese Veränderung hin zu einem weitgehend unphysiologischen – also bewegungsarmen – Tagesablauf bringt einige Probleme mit sich. Die Konzentration lässt nach, die Kinder und Jugendlichen können sich schlechter auf eine Aufgabe fokussieren, die Sauerstoffversorgung des Gehirns wird vermindert. Hier gilt es dann, durch Bewegung und Sport entgegenzuwirken.

Warum ist der Sport im Verein sinnvoll?
Ab dem Schulalter ist der Sport eine Möglichkeit, motorische Stärken gezielt zu fördern. Im Verein erlebt man zugleich persönliche Erfolge, die das Selbstbewusstsein stärken. Erfolg bezieht sich nicht nur auf den erfolgreichen Wettkampf, sondern auch auf erlernte sportliche Fähigkeiten. Für die soziale und emotionale Entwicklung hat der Sport eine grundsätzlich hohe Bedeutung. Die Kinder und Jugendlichen sind in eine Struktur eingebettet, bei der es um den fairen Wettstreit mit anderen geht. Gemeinschaft erfahren sie nicht nur im Training, sondern auch bei allen anderen Vereinsaktivitäten. So können sich Freundschaften, zusätzlich zu den in der Schule geknüpften freundschaftlichen Verbindungen, entwickeln. Wichtig für die emotionale Entwicklung ist aber auch der richtige Umgang mit Misserfolgen. Eine Niederlage wegzustecken und daraus die Motivation zu entwickeln, durch Training und Übung besser zu werden, ist eine wertvolle Erfahrung.

Gibt es Aspekte beim Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen, die Ihnen Sorge bereiten? Welche Tipps möchten Sie geben?
Die heute vergleichsweise intensive Mediennutzung kann bewirken, dass sich Kinder und Jugendliche abkapseln und in filmischen oder digitalen Alternativrealitäten regelrecht versinken. Das Haus wird seltener verlassen und die Bewegung im Freien nimmt tendenziell ab. Der Medienkonsum des eigenen Kindes ist für die Eltern oft nur schwer zu überblicken – hier ist besondere Aufmerksamkeit gefragt. Eltern sollten gezielt Alternativen anbieten, motivieren und zum Beispiel ein Schnuppertraining in einem Sportverein vorschlagen.

Für etliche Familien sind auch die Kosten ein Problem. Haben Sie einen Rat?
Bei knapperen finanziellen Ressourcen wird eine Mitgliedschaft im Sportverein dank des Bildungspaketes über das Jobcenter oder das Sozialamt unterstützt. Das Geld ist in jedem Fall gut investiert. Die Identifikationskraft, die bereits lokale und regionale Sportgrößen als Vorbilder entfalten, prägt Kinder positiv. Ich würde mir wünschen, dass die öffentliche Hand die Förderung des Breitensports als Brücke zum Leistungssport allein aus diesem Grund wieder in den Mittelpunkt rückt.

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