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Wider das Paradoxon

12.07.2009 08:00
Andreas Müller
Stirbt das Ehrenamt ?
Es sieht ganz danach aus, als sei der Vereinssport in den Sog der allgemeinen Verteilungskämpfe geraten, die in der Gesellschaft toben. Das Ehrenamt ist auf dem Rückzug, wie der 2. Sportentwicklungsbericht so präzise wie unmissverständlich herausgefunden hat. Oder besser: Der Übungsleiter, der sich angesichts der Krisenszenarien ringsum und ständig steigender Lebenshaltungskosten lieber ein paar Euro dazu verdient, ist auf dem Vormarsch. Das Unentgeltliche bröckelt, obwohl doch gerade dies seit Bestehen der Sportvereine wie ein in Stein gehauener Grundpfeiler unverrückbar schien. Um 15 Prozent ging in den vergangenen beiden Jahren das ehrenamtliche Engagement bei den „Vorständlern“ zurück. Bei den Übungsleitern, Trainern sowie bei den Schieds- und Kampfrichtern sogar um ein Viertel. Während auf dieser Ebene mit Honoraren dafür gesorgt werden kann, damit es nicht an den Köpfen fehlt, zog sich anscheinend jeder siebte Vorsitzende, Vize oder Kassierer komplett aus dem Ehrenamt in seinem Verein zurück. Ein Verlust, der erstaunlich ist angesichts der Generation „50 Plus“, die immer älter wird und vielen rüstigen Jungsenioren, die nach Herausforderungen Ausschau halten. Ein Verlust, der gar nicht erstaunt in einem Umfeld, wo angeblich alles und jeder nur dann etwas wert ist, wenn es, er oder sie möglichst viel kostet. Ein Trend, der gar nicht überrascht in Zeiten, wo junge Leute massenhaft Ausbildungs- und Arbeitsplätzen hinterher ziehen und heimelige Gefühle für den Heimatverein buchstäblich auf der Strecke bleiben. So ernüchternd die jüngste Situationsanalyse ausfällt, so hat sie doch den großen Vorteil, Fakten ehrlich auf den Tisch zu bringen. Was der Alarm auslöst? Hoffentlich, dass Viele wachgerüttelt werden, die hehre Vereinsehre zu retten. Personelle Lücken käuflich zu schließen, das würde die Welt der Sportvereine aus den Angeln heben. Das bezahlte Ehrenamt? Welch ein Paradoxon. Mehr zum zweiten Sportentwicklungsbericht hier .