Sportlerinnen im Gespräch mit sportinhalle.de

Kurzfassung: 

Günter Hebner trifft sich mit Sportstars aus der Region, um mehr über sie und ihre Leidenschaft für den Sport in Erfahrung zu bringen.

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Laura Riedemann
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Wie sollte es anders sein. Treffpunkt am frühen Vormittag ist die Schwimmhalle, der man in Halle gern einen Namen geben möchte. Beide sind wir noch etwas feucht. Ich vom kurzen Weg über den Parkplatz bei Dauerregen, Laura nach der ersten Trainingseinheit, die sie vor den ihren Studienverpflichtungen mal schnell absolviert hat. Original-Ton : „Es waren ja nur 2000 m heute.“

Wie es begann

Die intensive Beziehung zwischen Laura und dem Schwimmsport begann in Halle-Neustadt beim SSV 70.
„Es gab keinen besonderen Anlass, keinen Urknall, der mich zum Schwimmen brachte. Ich bin da irgendwie hineingewachsen.“ Ganz am Anfang war das Element Wasser ganz bestimmt nicht die 1. Liebe. Sie mochte kein Wasser in den Augen, deshalb lag immer ein Handtuch am Beckenrand.

2018 im Focus

Die Nominierung für die Umfrage bekam Laura für ihre Starts bei der Schwimm-EM 2018. Für sie persönlich ist aber die Qualifikation zur EM viel wichtiger gewesen. „ Als ich nach der Quali zu mir selbst sagen konnte, jetzt gehörst du dazu, war das mein schönster sportlicher Moment 2018.“ Außerhalb der Schwimmhalle ist das Jahr ruhig verlaufen. Es gab kein Auf und Ab und sie konnte sich ganz auf ihr Studium konzentrieren.

Die Wettkämpferin

Wir kennen die Bilder aus den Vorbereitungsräumen. Hochkonzentrierte Atlethen mit dicken Kopfhörern und nicht mehr ansprechbar. Laura ist da anders. Natürlich kennt auch sie die Nervosität vor dem Wettkampf. Um sich davon abzulenken, hat sie ein ganz besonderes Ritual :Ihre Fingernägel. Zum Wettkampf trägt sie immer roten Nagellack und bei der Betrachtung ihrer Fingernägel, kann sie sich beruhigen.

Mit einem Blick auf die Anzeigetafel kann man im Schwimmen sehr schnell sein Ergebnis erkennen und einordnen. Aber ob spontan oder später, Laura ist kein Mensch, der seine Emotionen exzessiv zeigt.
„Ich bin kein Jubeltyp.“

Die Motivation

Was anderes als Schwimmen kann sich Laura sportlich nicht vorstellen. Noch nie in ihrer Karriere hat sie je darüber nachgedacht den Sport an den Nagel zu hängen. Klar gab und gibt es Momente, in denen sie denkt : „Muss das jetzt wirklich sein ? “ Gerade im europäischen Winter kostet es doch täglich Überwindung, wenn du aus Frost- oder Schmuddelwetter kommst, in das kühle Wasser zu springen.

Das Umfeld

Die letzten Jahre waren für die Schwimmerinnen und Schwimmer des SV Halle ja nicht gerade leicht. Die unendliche Geschichte um den Bundesstützpunkt Schwimmen machte auch Laura zur Betroffenen, denn sie verlor mit Frank Embacher ihren Trainer und eventuell weiterreichende Konsequenzen sind ja noch immer nicht abzusehen. In diesem Zusammenhang stellt sie aber klar, dass für sie, die ja nicht in Programme bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr eingebunden ist, der wichtigsten Faktoren im Umfeld die Familie, die Freunde und der Verein sind. Deshalb kam es für sie auch nie in Frage Frank Embacher nach Leipzig zu folgen und sie wird sich schon gar nicht einfach „verpflanzen“ lassen.

Zeit für Muse

Wirkliche Hobbys hat Laura keine. „Wann soll ich denn dafür Zeit aufbringen ? “ In den wenigen freien Minuten nimmt sie aber gern ein Buch zur Hand. Sie liebt spannende Krimis. Musik ist in ihren Leben wohl nicht ganz weit vorn eingeordnet. „ Ich habe da keine besondere Vorlieben und höre einfach das, was gerade so in ist.“ Dann gibt es da noch Harry Potter. „ Ich habe die Bücher damals alle sofort verschlungen aber mir die Filme nicht angesehen. Das hole ich gerade gemeinsam mit meinem Freund Folge für Folge nach.“

Und danach ?

Lauras Planung ist jetzt erst einmal auf Tokio gerichtet. Sie will auf jeden Fall bei den nächsten Olympischen Spielen dabei sein. Danach ist alles noch offen. Mit Ihrem Lehramtsstudium sorgt sie schon jetzt für ihr Leben nach dem Sport. „Ich werde Lehrerin und zwar hier in meiner Heimatstadt Halle.“ Auf die gesellschaftliche Wertschätzung von Sportlerinnen und Sportlern angesprochen, glaubt Laura gerade zuletzt in Japan ein ganz anderes, viel aufgeschlosseneres Klima kennengelernt zu haben.
„Ich glaube , das viele Menschen in Deutschland überhaupt keine Vorstellung haben, dass wir über Jahre täglich echte Schwerstarbeit leisten und wenn du dann nicht mehr in den Schlagzeilen bist, bist du auch ganz schnell vergessen.“

Was wäre wenn ?

Mit den Blick auf die Liste der Kandidatinnen legt sich Laura schnell fest. Sie würde Ornella Wahner wählen, der ein historischer Erfolg für den ganzen Frauensport gelungen ist.

Falls die Wahl auf sie fällt, möchte sie den Titel sehr gern ihren Eltern widmen und wenn sie den Wunsch frei hätte würde sie, den Titelgewinn vorausgesetzt, den Stadtsportbund bitten, dass Michael Phelps ihr die Trophäe übergibt.

Das mit dem „Jubeltyp“ lässt mir noch keine Ruhe und auf die Frage, ob das auch bei einem Olympiasieg gilt oder ob sie sich da eine Ehrenrunde ums Becken in Klopp-Manier vorstellen könnte, lächelt Laura verschmitzt und erwidert : „Naja bei einem Olympiasieg wäre das wohl etwas ganz anderes.“

Titel: 
Ornella Wahner
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Gerade musste sie den geballten Medienzirkus Sachsen-Anhalts im Bürgerpark ihres Heimatvereins SKC TaBeA über sich ergehen lassen und stimmt trotzdem einem weiteren Gespräch für „sportinhalle.de“ zu, dessen Herausgeber der Stadtsportbund Halle sie weitsichtig für die Sportlerehrung 2018 nominierte als von einem Weltmeistertitel noch niemand etwas wusste. Ornella Wahner: 1,64 groß, Federgewichtlerin (unter 57 kg), aufgeschlossen, liebenswürdig – Eine Kampfmaschine sieht anders aus !

Wie es begann

In ihrer Geburtsstadt Dresden begann sie als Kind in der Leichtathletik und fand dann durch Fernsehberichte animiert Gefallen am Kickboxen. Von dort holte sie dann ein Trainer zum Boxen, der wohl einen richtig gute Antenne für Talente hatte. Gerade jetzt erinnert sich Ornella gern daran, blickt dabei aber etwas verlegen zu Boden,denn seinen Namen hat sie leider vergessen.

2018 im Focus

Wenn du die erste deutsche Weltmeisterin der Box-Amateurinnen wirst erübrigt es sich natürlich nach dem Höhepunkt des Jahres gefragt zu werden. Aber gab‘s da noch mehr ? Sie verneint, um dann nach kurzem Nachdenken nachzuschieben: „ Ganz wichtig war, dass mein Trainer Michael Timm und ich es geschafft haben ein tolles Verständnis füreinander zu entwickeln und deshalb eine so gute Team-Arbeit abliefern konnten.

Die Wettkämpferin

Vor einem Kampf ist sie schon fokussiert, bleibt aber immer freundlich und ansprechbar. „Das kommt bestimmt, weil ich mich auf jeden Kampf freue.“ Die Frage wie man sich auf etwas freuen kann, was definitiv mit Schmerzen verbunden ist kontert Ornella trocken: „ Die merkt man im Ring doch nicht.“
Nach dem Kampfrichterurteil kann sie schon die Emotionen richtig rauslassen und realisiert eigentlich sofort was passiert ist. „ Fast immer“, ergänzt sie, „ Denn das was da vor gut 10 Tagen in Neu Dehli abgelaufen ist, bekomme ich noch immer nicht richtig auf die Reihe.“

Die Motivation

„ Ich liebe diesen Sport, habe noch nie ans Aufhören gedacht und ich hoffe ihn noch sehr lange ausüben zu können.“ So die Antwort nach möglichen dunklen Momenten in der noch jungen Karriere, die sie offensichtlich geschickt verdrängt. Insidern fällt da schon ein, dass Ornella z.B. 2011 bei den Deutschen Meisterschaften der Frauen mit gerade mal 18 Jahren durch ein krasses Fehlurteil schlicht um den Titel betrogen wurde. Es hat sie offensichtlich stärker gemacht.

Das Umfeld

Ortswechsel ist Ornella gewöhnt. Mit ihren Eltern zog sie von Dresden nach Berlin, um dann in Schwerin erneut Heimat zu finden. Immer musste sie sich einen neuen Freundeskreis schaffen, den sie aber auf jeden Fall braucht um einen Ausgleich zum Trainings-und Wettkampfalltag zu finden. Besonders wichtig sind ihr aber die Basics für ihren Sport. Da ist sie offensichtlich hart mit sich selbst. Wenn ihr Trainer aus irgendwelchen Gründen Schwerin verlassen müsste, würde sie sofort die Kofferpacken und mitgehen.
An der Stelle ist dann die Frage erlaubt, was sie denn mit der Stadt Halle verbindet. Lächelnd erzählt Wahner, dass sie über einen Bekannten noch in ihrer Berliner Zeit Kontakt zum SKC TaBeA rein zufällig gefunden hat, Hier wurde sie ganz selbstverständlich sehr familiär und herzlich aufgenommen.
Vereins-Chef und Box-Urgestein Detlef Marx erwähnt sie nicht ausdrücklich. Dass hier sein glückliches Händchen eine wesentliche Rolle spielte, dürfte aber klar sein.

Zeit für Muse

Bleibt sehr wenig. Training, Wettkämpfe und das Fernstudium fressen sie fast auf. Da bleibt wirklich kaum Zeit und wenn widmet sie die kostbaren Minuten ihrem Hund. Auch zum Lesen nimmt sie sich immer wider Zeit und da greift sie zu nicht gerade leichter Literatur. Gerade liegt „Das Kind in dir muss Heimat finden“ auf ihrem Leseplatz. Dass eine Boxerin Deutsch Rap mag überrascht da wohl weniger, genauso wie ihre Lieblingsfilme die Undisputed-Movies sind.

Und danach ?

Mit dem Geburtsjahrgang 1993 denkt man natürlich noch nicht wirklich an die Zeit danach. Nur manchmal schleichen sich solche Gedanken ein. Erstmal blickt sie Richtung Tokio und träumt den Traum von einer olympischen Medaille. Danach ist alles offen. Auch eine Profi - Karriere schließt sie nicht aus. Auf jeden Fall will sie dann einen Hochschulabschluss im Bereich Sportmanagment in der Tasche haben und gern im Sportbereich weiter arbeiten. Die Sportsoldatin vertraut da auch auf die Anschubhilfe seitens der Bundeswehr, denn es ist ihr schon klar, dass es schwierig ist einen Arbeitgeber zu überzeugen eine vielleicht dann 35-Jährige Berufsanfängerin einzustellen.

Was wäre wenn ?

Wen Ornella von ihren Mitbewerberinnen um den Titel „Sportlerin des Jahres der Stadt Halle 2018“ wählen würde verrät sie und nach kurzer Überlegung. Klar, eine Olympiasiegerin ist natürlich ihr Vorbild: Julia Lier.

Falls die Wahl auf sie fällt, würde sie den Titel sehr gern der im vergangenen Jahr so tragisch verstorbenen Boxerin Cindy Rogge widmen. In diesem einzigen Moment des Interviews verlieren ihre bislang sehr lebenslustigen Augen sehr an Glanz.
Die letzte Frage beantwortet sie aber wieder schon ganz Profi mit einem Lächeln. Wenn sie den Wunsch frei hätte, würde sie, den Titelgewinn vorausgesetzt, den Stadtsportbund bitten, dass Christiano Ronaldo ihr die Trophäe übergibt.

Schon beim abschließenden Händeschütteln, dann doch noch eine Frage. Wie sie es denn macht mit den Blessuren im Gesicht, die ja beim Boxen nicht ausbleiben Ob sie deshalb sehr viel Makeup benötigt will ich noch wissen. Ornella, ganz Boxerin, schlägt eine Gerade mit Worten als klassischen Konter zurück:
„Kampfspuren im Gesicht werden nicht kaschiert, die trage ich mit Stolz für meinen Sport.“

Titel: 
Lisa Fritsche
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Der Tagesablauf der 25-jährigen Bundespolizistin Lisa Fritsche ist streng strukturiert. Muss er auch sein, um zwischen Nachtschicht und Trainingseinheit etwas Zeit für ein Speed-Interview zu finden.

Wie es begann

Es war ihre Mutter, die Lisa ermunterte nicht nur immer zu Hause rumzuhängen und so versuchte sich die geborene Hohenmölsenerin beim Jiu-Jitsu.
Dass das nichts für sie ist, merkte sie schnell und der Zufall wollte es, dass eine Freundin sie mit zum Kanu-Verein Zeitz nahm. Ein sehr schöner Sommertag, viel Sonne, Natur, kühles Wasser – Das sprach sie sofort an und als sie merkte, dass sie einiges auch als Anfängerin richtig gut hinbekam, blieb sie dabei.

2018 im Focus

Sportlich gesehen ist der Vize-Weltmeistertitel in Brasilien im 3xK1 natürlich ein Höhepunkt auch wenn Lisa das Sportjahr durchaus als durchwachsen einschätzt und ihr persönliches Leben in diesem Jahr ohne große Höhepunkte ablief.

Die Wettkämpferin

Dann lässt sie uns ein wenig an ihren Wettkampfabläufen teilhaben. Den sprichwörtlichen Tunnel vor dem Start kennt sie nicht und lenkt sich gern durch Gespräche ab, oftmals auch mit den Startern, was durchaus ungewöhnlich ist. Nach dem Wettkampf braucht Lisa etwas Zeit, um das Ergebnis zu realisieren. „ Das ist aber auch sportartenbedingt, denn bei uns ist es ja nicht so, dass du sofort wenn du die Ziellinie überquerst mit einem Blick auf die Zeit weißt, dass du gewonnen hast.“ Der unmittelbare Jubelausbruch, wie in anderen Sportarten spektakulär ausgelebt, bleibt deshalb oftmals aus. “ Ist das Ergebnis weit unter den Erwartungen ist es besser sie eine Weile nicht anzusprechen.

Die Motivation

Natürlich durchlebte sie schon Misserfolge, so wirklich an‘s Aufhören hat Lisa Fritsche aber eigentlich nur einmal gedacht: 2013/14 als zwei Kreuzband-Operationen schon Zweifel aufkeimen ließen. Die Frage, warum sie das eigentlich alles macht ist ihr aber nicht unbekannt : “ 2018 habe ich mich das jede zweite Woche gefragt.“ Ohne aber die großen Ziele aus den Augen zu verlieren. Die Olympiateilnahme 2020, vielleicht auch 2024 hat sie im Visier. Ob sie nach einem Medaillengewinn, auf dem Höhepunkt der Karriere, Tschüs sagen könnte, lässt Lisa offen. Wohl eher nicht, obwohl im Gespräch auch anklingt, dass sie endlich auch mal nur machen möchte was sie will und nicht ununterbrochen gesagt bekommt was zu tun ist.

Das Umfeld

Mit Blick auf strukturelle Veränderungen im deutschen Leistungssport fährt Fritsche klare Kante:
Neben den besten Wettkampfanlagen, den besten Trainern, Ärzten, Physiotherapeuten…. sieht sie das persönliche Umfeld einer Sportlerin oder eines Sportlers als unerhört wertvoll an und glaubt nicht, das man sie einfach so auf Dauer verpflanzen könnte: „Ohne ein wirklich gutes persönliches Umfeld mit Freunden, Familie, Sponsoren und sonstigen Unterstützern mit denen man mal reden kann, wo man sich mal an die Schulter lehnen kann, gibt es keine sportlichen Höchstleistungen.“ Genau deshalb pendelt sie ja auch zwischen Augsburg und Leipzig. Aber auch Halle spielt dabei noch eine Rolle. Mit der Stadt verbindet sie natürlich die Zeit an der Sportschule und ganz besonders ihr Verein, der Böllberger SV, dem sie so viel zu verdanken hat.

Zeit für Muse

Als Leistungssportlerin geht die Athletin mehr als nur einem Vollzeit-Job nach aber Zeit für Hobbys bleibt schon noch. Sie kocht gern - O-Ton : „Essen ist ganz wichtig !“. Lisa liest viel, (Zuletzt „ Das Cafè am Rande der Welt“ von John Strelecky), hört gern Musik ( Sie steht auf Indie, zum Training
aber eher auf richtig harten Rock.) und ließ sich zuletzt im Kino vom Film „Balloon“ beeindrucken.

Und danach ?

Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft. Vor der Zeit nach dem Karriereende ist es Lisa nicht bange. Sie kann sich eine Arbeit bei der Bundespolizei vorstellen und hat mit der abgeschlossenen Ausbildung als Bürokauffrau noch ein zweites Standbein. Bei aller Förderung als aktive Leistungssportlerin („Zurücklegen kann man da nichts !“) könnte sie sich für die Zeit danach schon vorstellen, wie in anderen Ländern üblich, eine bessere ideelle und materielle Wertschätzung als ehemalige Leistungssportlerin zu erfahren.

Was wäre wenn ?

Wen Lisa von ihren Mitbewerberin um den Titel „Sportlerin des Jahres der Stadt Halle 2018“ bevorzugen würde, verrät sie nicht. „ Es haben alle verdient. “ Zwischen den Zeilen kann man vielleicht aber Sympathiepunkte für ihre ehemalige Klassenkameradin Julia Lier lesen.
Falls die Wahl auf sie fällt, würde sie den Titel gern ihrem ehemaligen Trainer Sebastian Winter widmen und wen sie sich wünschen dürfte, wer ihr die Trophäe dann übergibt, hätte sie auch einen klaren Favoriten. Der Stadtsportbund müsste ein Ticket für Usain Bolt kaufen.

Titel: 
Anja Adler
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Wie es begann

Sportlich gesehen hatte Anja gleich zweimal den Urknall. Als angehende Leichtathletin beobachtete sie während einer Trainingseinheit mit ihrer Freundin die Geher-Gruppe vom SV Halle und sie ahmten die ihnen etwas komisch erscheinenden Bewegungsabläufe nach. Offensichtlich nicht schlecht, denn der Disziplintrainer Gehen Helmut Stechemesser hatte sie wohl beobachtet und lud sie zum Probetraining ein. Sie blieb dabei. Nach ihrem schweren Unfall recherchierte Anja viele Möglichkeiten, um trotz ihres Handicaps weiter Sport zu treiben. Matthias Neubert, den sie als Physiotherapeuten im BG Klinikum Bergmannstrost kennengelernt hatte, lockte sie auf`s Wasser und vom Parakanu kam sie nicht mehr weg.

2018 im Focus

Außerhalb der Regatta-Strecke war 2018 für Anja ein gutes Jahr. Nach dem erfolgreichen Geologiestudium (Zur Zeit arbeitet sie an der Promotion) ist es ihr gelungen an der Uni Leipzig die Zulassung für einen Master-Studiengang Meteorologie zu erhalten und sie kann an der Sportschule Halle mit einem Mini-Job mit sportbegeisterten Kindern im Rahmen von „Jugend forscht“ arbeiten.
Und dann kommt da noch der absolute Familienmensch, denn dass die Oma nach schwerer Krankheit wieder Laufen kann ist ihr besonders wichtig.

Die Wettkämpferin

Fokussiert ja aber im Tunnel nein. „Natürlich steht vor dem Start der Wettkampf immer ganz vorn, denn da bist du plötzlich ganz allein.“ Da hilft schon mal richtig Musik auf die Ohren. „ Aber sofort, wenn ich auf dem Wasser bin, fühle ich Entspannung. Auf dem Weg zur Startlinie wird da schon mal bis kurz vor dem Start mit den Konkurrentinnen geschwatzt.“
Sieg und Niederlage kann sie schon sofort realisieren, ist aber nicht der Typ, der Emotionen direkt ungebremst nach außen lässt. „ O K – Die Siegerfaust kommt schon hier und da aber viel mehr nicht“

Die Motivation

Resignation ist für Anja Adler ein Fremdwort auch wenn ausgerechnet zu ihrem Leben ja schlimmste Erlebnisse gehören. Dann spricht sie es auch aus: „ Ich habe sicher auch schon meine Zweifel gehabt aber noch nie aufgegeben und in den schwierigsten Stunden nach meinem Unfall habe ich mich am Schicksal Michael Teubers aufrichten können. Teuber kämpfte sich nach drei Jahren im Rollstuhl trotz inkompletter Querschnittslähmung zurück in den Leistungs - und Extremsport und schrieb darüber das Buch: „ Aus eigener Kraft: Wie die größte Krise meines Lebens mich stark gemacht hat.“

Das Umfeld

„Wenn du am Start bist, muss der Kopf frei sein. Sonst wird es nichts und damit das so ist, müssen ganz viele Zahnräder ineinander greifen.“ Anja macht keinen Hehl draus, dass neben den Trainingsbedingungen (So freut sie sich riesig über ihre neue Trainerin Ognyana Dusheva mit der der Landessportbund die Parakanuten unterstützt und die Baufortschritte am Kanuzentrum Osendorfer See.) ihre wichtigsten Zahnräder Familie und Freunde sind. Ohne die wäre sie nie dort, wo sie heute steht. „Vielleicht fällt das einem Menschen mit Behinderungen, der vielfältige Unterstützung benötigt, viel stärker auf.“

Zeit für Muse

„Muss man sich nehmen.“ Anja plant da den Sonntag als Ausgleich fest ein. Sie liebt handwerkliche Tätigkeiten (In der Vorweihnachtszeit kann man sie schon beim Aussägen von Schwibbbögen antreffen.), sie fotografiert leidenschaftlich gern und ist mit Freunden auch oft beim Geocaching unterwegs.

Dann erwähnt sie noch ihr Kater-Sharing. Offensichtlich fühlen sich die Nachbarkatzen bei ihr sehr wohl...

So aktuell der Kater Wegener (Namenspate ist Alfred Wegener - Der Begründer der modernen Plattentektonik). Da ist natürlich eine Nachfrage fällig. Die verblüffende Antwort. „Kater haben bei mir immer die Namen großer Naturwissenschaftler: Humboldt, Darwin, Wegener, Scott und Amundsen. Ach ja, Amundsen ist leider weggezogen.“

Ein Film-Mensch ist Anja nicht („Sehen und nach zwei Stunden vergessen“) und das erneute Studium zwingt sie beim Lesen natürlich in die Fachliteratur. Musikalisch hat sie einen Gänsehautmoment: „Somthing like this“ von „The Chainsmokers & Coldplay. Der Titel begleitete sie bei der Ankunft in der Weltspitze, bei ihrem 1. Weltcup-Wettkampf im Para-Kanu

Und danach ?

Für jeden Sportler locken natürlich die Spiele von Tokio 2020. Danach wird noch nicht geplant, zumindest sportlich nicht, für`s Leben aber schon. „Ein Arbeitsplatz an dem ich Geologie und Meteorologie miteinander verbinden kann und in der Region nahe der Familie, wäre ein Traum.“ Auf jeden Fall will Anja viel mit Menschen zu tun haben und kann sich auch einen Quereinstieg in ein Lehramt vorstellen. Dann kommt bei ihr wieder die Familie, diesmal aber die eigene Familie in Planung.

Was wäre wenn ?

Von ihren Mitbewerberinnen um den Titel „Sportlerin des Jahres der Stadt Halle 2018“ würde sie gern Jessica Grote vorn sehen, weil die Rettungsschwimmer, wie auch die Parasportler, noch zu oft nur am Rande wahrgenommen werden. Insofern war ihr Sieg in der Umfrage des vergangenen Jahrs eine absolute Überraschung. Einen erneuten Triumph würde sie „vierteilen“ und Mama, Papa, Oma und Opa widmen.

Wenn sie könnte würde sie den Stadtsportbund bitten, die Trophäe aus der Hand von Michael Teuber entgegen nehmen zu können, dem Mann der ihr ohne sie zu kennen, mit seinem Vorbild den Weg in ein ganz neues Leben geebnet hat.

Nach unserem Gespräch beginnt die Vorbereitung auf die abendliche Trainingseinheit für eine Sportlerin, die es irgendwie geschafft hat, dass ihr Tag mehr als 24 Stunden hat.

Titel: 
Nadine Müller
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Wie es begann

„ Ich bin vom Dorf und da gab es nicht so viele Möglichkeiten. Mein Vater, der selbst als Leichtathlet in Halle trainiert hat, erinnerte sich an seine Kontakte. “Der Kontakt war niemand anderes als Gerhard Böttcher. „Bötti“ sah das mit 12 Jahren schon sehr große Mädchen und erkannte das Talent sofort. Bis zu seinem Renteneintritt blieb er an ihrer sportlichen Seite.

2018 im Focus

„Es gab schon schönere Jahre für mich und ich musste einige Tiefschläge einstecken, sportlich und privat. Am Ende die Silbermedaille in Berlin bei der Europameisterschaft war so zum Saison-Start nicht vorauszusehen, immerhin musste ich ja schon hart um die Qualifikation kämpfen.“ Sie spricht es und macht dabei einen wirklich aufgeräumten Eindruck. Am Jahresende ist wohl wieder alles im Lot, sportlich und privat.

Die Wettkämpferin

Unmittelbar vor den Würfen ist Nadine hochkonzentriert und versucht die Abläufe vorzufühlen. Da zieht sie dann schon mal die Kopfhörer über. „Dazwischen wird aber schon mit denn Konkurrentinnen auch rumgeflachst. Um Niederlagen zu verkraften braucht sie schon mal etwas länger. Die Erfolge genießt sie gern gleich. Auch der Jubel hält sich bei Nadine in Grenzen. „Ein Trikot habe ich noch nicht zerrissen aber auf meine Silbermedaille in Berlin war ich so stolz, dass ich auch mal eine Ehrenrunde gelaufen bin. Das war der emotionalste Wettkampf meiner Karriere.“

Die Motivation

Mit Verletzungen kennt sich Nadine leider zu gut aus und auf die Frage, ob sie denn schon an das Aufhören gedacht hätte überlegt sie nicht lange: „ Ja, 2014 mussten wir die Saison verletzungsbedingt abbrechen. Mal zwei oder drei Wettkämpfe aussetzen ist ja verkraftbar aber der komplette Abbruch ließ mich in ein tiefes Loch fallen.“ Reichlich Raum für dunkle Gedanken, die sie aber überwunden hat. Man kann es gut sehen.

Das Umfeld

„ Klar Trainer, Trainingsmöglichkeiten, das ist alles unerhört wichtig, wenn aber einige Funktionäre glauben das persönliche Umfeld, Freunde und Familie nur Nebensache sind, liegen sie sehr falsch.“ Nadine ist bodenständig und würde sich wohl nicht wie eine Schachfigur dorthin ziehen lassen wo es anderen gefällt.
Trotz eines kleinen Abstecher nach Leipzig ist sie immer in Halle geblieben und fühlt sich der Stadt und sehr vielen Menschen der Region verbunden. Die Rahmenbedingungen der neuen Spitzensportreform sieht sie schon kritisch und glaubt spätestens 2024 wird der DOSB die Früchte ernten. Sie glaubt es wird eine Missernte.

Zeit für Muse

Ist ihr für sie ein unbedingt notwendiger Ausgleich für den stressigen Trainings- und Wettkampfbetrieb. Nadine hat einen Hund in dessen Betreuung sie sich aber nur teilen kann. Wenn es irgendwie geht steht sie auch gern am Herd und kocht. Musikalisch orientiert sich Nadine an den aktuellen Charts, taucht aber auch gern in die Klangwelt der 80er und 90er Jahre ab. Beim Lesen ist sie, sehr modern, zum E-Book-Reader geworden („ Rein aus praktischen Gründen. Wer schleppt schon gern eine Tasche voller Bücher mit ins Trainingslager“), dafür steht sie beim Film auf das klassische Kinoerlebnis. Zuletzt gesehen: Phantastische Tierwelten. Sehnsüchtig erwartet: Marry Poppins Rückkehr.

Und danach ?

Danach ? - Der Gedanke daran dürfte frühestens nach den Olympischen Spielen in Tokio überhaupt Platz in ihrem Kopf finden. Mit den Olympischen Spielen hat Nadine noch eine Rechnung offen. 2012 in London war sie 4. und 2016 In Rio de Janeiro 6. Alles TOP-Platzierungen aber eben keine Medaillen. Man kann ihr nur wünschen, dass das Schicksal es gut mit ihr meint und den sehnlichsten Wunsch in Erfüllung gehen lässt. Sie wird alles dafür einsetzen, was sie hat und das ist viel mehr als die legendäre Spannweite von 2,06 m.

Was wäre wenn ?

Wen Nadine von ihren Mitbewerberinnen um den Titel „Sportlerin des Jahres der Stadt Halle 2018“ bevorzugen würde, beantwortet sie überraschend selbstbewusst aber vielleicht auch mit der gesunden Chuzpe vieler Wettkampfjahre: „ Zuerst mal hätte ich es verdient !“ und sie hebt dabei wohl auf viele Kritiker ab, die sie im Frühsommer schon abgeschrieben hatten, um dann zu ergänzen: „ Wenn nicht ich, dann Cindy Roleder.“
Falls die Wahl auf sie fällt, würde sie den Titel gern dem gesamten medizinischen Personal der Sportklinik und des FPZ Rückentherapie widmen. „ Ohne deren Hilfe hätte ich Berlin 2018 im Olympiastadion als Athletin nie erlebt.“
Bei einer möglichen Preisübergabe fällt Nadines Wahl auf eine eher lokale Größe: „Ich würde mir Hardy Gnewuch wünschen, der weiß immer so schöne Anekdoten über jeden Sportler.“

Titel: 
Jessica Grote
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Text: 

Wie es begann

Keine Sportlerin, kein Sportler hat bislang angegeben, dass Rettungsschwimmen sein Kindheitstraum war, auch Jessica Grote nicht. Sie hat mit dem Schwimmen beim SV Halle begonnen und blieb auch sechseinhalb Jahre dabei. 2012 wurde sie 3. bei der Deutschen Jahrgangsmeisterschaft und war stolz darauf. Als das im Umfeld keiner so richtig wahrnahm orientierte sie sich neu und landete beim Rettungsschwimmen.

2018 im Focus

„Klar, jeder glaubt der Höhepunkt der Saison war die Goldmedaille in der Staffel bei der WM in Australien. Für mich war es aber die Nominierung für die Nationalmannschaft. Nachdem es im vergangenen Jahr nicht so richtig klappte und ich mir eine fünfwöchige Auszeit in Neuseeland gegönnt habe, war das keine Selbstverständlichkeit.“
Unter der Rubrik „Besonders wertvoll“ würde sie für 2018 ihre erfolgreichen Prüfungen im Rahmen des Lehramt-Studiums einordnen und, dass sie an der Uni auch erstmals ganz viele Freunde außerhalb des Sports gewonnen hat. „Das bereichert mein Leben sehr.“

Die Wettkämpferin

Jessica konzentriert sich natürlich unmittelbar vor dem Wettkampf auf die bevorstehende Aufgabe. Davor redet sie aber auch gern und viel mit den Mitbewerberinnen, möglichst über Dinge, die nichts mit Sport zu tun habe. „Wir Rettungsschwimmer sind eine große Familie, da geht es im Vorbereitungsraum oftmals ganz anders ab als bei den Schwimmern.“ Erfolge lebt sie gern sofort nach dem Wettkampf aus. „Nach dem Staffelgold gab es nur eins, raus aus dem Becken und mit den anderen feiern.“ Mit Misserfolgen geht sie gern erst einmal eine Viertelstunde alleine um und da gibt es nur wenige, die sie ansprechen sollten. „ Manchmal sind dann Badekappe und Schwimmbrille die ersten Opfer und fliegen in die nächste Ecke.“

Die Motivation

„Also 2012 gab es schon den Moment, da hätte es auch eine andere Sportart werden können. Am Ende setzte sich dann „Im Wasser“- Rettungsschwimmen gegen „Auf dem Wasser“- Rudern durch. Auch in der Qualifikation vor der WM hatte Jessica Zweifel, setzte sich aber dann mit starkem Willen durch. „Ich wollte unbedingt nach Australien.“

Das Umfeld

„Ich brauche ganz dringend meine Familie und meine Freunde und das ist dann immer auch an einen Ort gebunden.“ Die Hallenserin kann sich nicht vorstellen ihre Geburtsstadt aus sportlichen Gründen zu verlassen. „Zumal ich durch das Studium ganz neue Erfahrung gemacht habe und viele Dinge neu entdecke. Halle war bisher für mich immer Wohnort und Trainingsstätte, jetzt ist es Heimat.“

Zeit für Muse

„Eigentlich ist ja mein Sport auch mein Hobby“, so die überraschende Feststellung von Jessica. Ich konnte dazu die wirklich leuchtenden Augen sehen. Zunehmend möchte sie sich aber noch mit Bouldern beschäftigen. Da findet sie Gefallen dran. Gern nimmt sie auch noch ein Buch in die Hand und das meint sie im Internet-Zeitalter wörtlich. Fantasy und Sience Fiction ist da die bevorzugte Richtung. Musikalisch gibt es für sie eigentlich keine Festlegung. „Bryan Adams und Nickelback höre ich öfter.“

Gern geht sie mit Freunden auch mal ins richtige Kino. Zuletzt in „Ocean`s 8“ und „Phantastische Tierwesen“.

Und danach ?

Erstmal gibt es noch große sportliche Ziele: 2020 die Weltmeisterschaft in Italien und 2021 die World Games (Die Olympischen Spiele für die nichtolympischen Sportarten) in Birmingham /USA.
Vielleicht beginnt danach dann Jessicas Leben nach dem Leistungssport. Mit Ihrem Studium schafft sie sich dafür selbst die Grundlage. Gern will sie dann als Lehrerin arbeiten, möglichst natürlich in ihrer Heimat.. Als Rettungsschwimmerin in Deutschland hat sie sich nie Illusionen über eine “Staatliche Nachsorge“ gemacht. „Dafür stehen wir viel zu weit am Rande der gesellschaftlichen Wahrnehmung.“ Finanziell wird sie wohl keine Vorteile aus ihrer jahrelangen harten Arbeit ziehen können.“ Erworbene Disziplin, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen sind doch auch wichtige Dinge im Leben.“ Das möchte sie als Trainerin auch an den Nachwuchs weitergeben.

Was wäre wenn ?

Von der Leichtathletik-EM im Berliner Wohnzimmer beeindruckt würde sie den Erfolg bei der Sportlerumfrage gern Cindy Roleder gönnen und auf die Frage wem sie denn ihren möglichen Erfolg widmen könnte, lacht Jessica und erklärt: „Kürzlich habe ich mir in einer stillen Stunde meine fünf wirklich wichtigsten Medaillen hergenommen und festgestellt, dass an jedem Gewinn immer ganz viele Menschen kleine Anteile haben, aber immer einer und zwar immer ein anderer ganz besonders wichtig dafür war.
Bei dem WM-Gold in Australien ist das ähnlich, nur dass ich finde, dass mein Anteil diesmal ganz besonders groß war.“
„Sollte ich die Sportlerumfrage gewinnen würde ich mir als Laudator gern Arnd Pfeiffer wünschen. Mit dem würde ich dann schon gern mal einen Kaffee trinken gehen.“

Titel: 
Cindy Roleder
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Wie es begann

Bis sie etwas zu groß wurde stand ganz am Anfang bei Cindy das Turnen. Sie wechselte zum Fußball und wurde durch Jugend trainiert für Olympia in der 3. Klasse Leichtathletin. Für ihre Schule trat sie im Weit-und Hochsprung an und bekam als Talent prompt den Einladungszettel für ein Probetraining in die Hand gedrückt. Dietmar Grosse öffnete ihr dann alle Wege für diese Sportart.

2018 im Focus

Der 3. Platz bei der Europameisterschaft im „ Wohnzimmer der deutschen Leichtathleten „ im Berliner Olympiastadion war für Cindy das Erfolgserlebnis des Jahres. „ Lange war nicht klar, ob es nach der schweren Verletzung bei mir überhaupt weiter geht und dann durfte ich auf dem Breitscheidplatz mitten in Berlin wieder auf das Treppchen steigen. Ein unglaublich schöner Moment.“ Auch im Leben außerhalb des Sports hielt das Jahr noch die großen Momente für sie bereit. „ Ich hatte eine wunderschöne Hochzeit mit meinem Traummann und wir haben uns einen gemeinsamen Wunsch erfüllt und uns ein tolles Haus gebaut.“

Die Wettkämpferin

„Vor dem Wettkampf versuche ich mich zu fokussieren. Mit Kopfhören und Musik geht das bei mir sehr gut. Ist mein Trainer dabei, rede ich auch mit ihm. Allen anderen Gesprächen versuche ich aus dem Weg zu gehen. Unmittelbar vor dem Start gehe ich den Lauf in Gedanken durch und versuchen in einen Flow zu kommen.“ Cindy merkt sehr schnell ob ein Lauf gut oder weniger gut war. „ Wenn es gut war , bin ich nicht mehr zu halten“, was man ja des öfteren schon auf dem Bildschirm verfolgen konnte. „ Mit Misserfolgen habe ich inzwischen gelernt umzugehen und versuche relativ schnell Erklärungen zu finden.“

Die Motivation

Es gab schon Momente in ihrer Karriere, in denen die Frage "Wie geht es denn jetzt weiter?" beantwortet werden musste. 2013 verpasste Cindy knapp die Norm für die Weltmeisterschaft in Moskau und wusste nicht mehr so recht weiter. Cheftrainer Idriss Gonschinska redete mit ihr und brachte sie zu Wolfgang Kühne, dem es gelang eine neue Begeisterung für Leichtathletik in ihr zu wecken. Auch im Zusammenhang mit der schweren Verletzung gab es 2017 schon den Gedanken, dass es das für immer gewesen sein könnte. Die Kämpfernatur hat sich aber durchgesetzt.

Das Umfeld

„Mein persönliches Umfeld ist für mich unerhört wichtig, deshalb könnte man mich auch nicht umsetzen wie ein Möbelstück. Das würde ich mit mir nicht machen lassen.“ Da ist dann die Frage fällig, was sie denn mit Halle verbindet. Die Antwort ist knapp und glasklar: „ Eindeutig mein Trainer Wolfgang Kühne.“

Zeit für Muse

„ Ich liebe es in der knappen Freizeit die im Süden von Leipzig entstandene herrliche Seenlandschaft zu genießen und seit wir unser Haus mit Garten haben, kann ich endlich auch meinen grünen Daumen zielsicher einsetzen.“ Cindy liest gern und war zum Zeitpunkt des Interviews mit Charlotte Links „Die Entscheidung“ beschäftigt, musikalisch lässt sie sich gern von dem „was so gerade in ist“ inspirieren und visuell ist sie zur Zeit auf die Serie gekommen: 4 Blocks und Beat wollte sie uns da empfehlen.

Und danach ?

„Da denke ich nicht wirklich daran, denn es geht immer weiter. Noch habe ich nach jeder Medaille Bock auf die nächste und das damit verbundene supergeile Gefühl. Um den Gedanken aber doch aufzugreifen verweist Cindy auf ihre Sportförderstelle bei der Bundespolizei. „ Ich könnte mir gut vorstellen dort auch mal zu arbeiten, da ich ja als ehemalige Leistungssportlerin das Privileg hätte meinen Dienstort selber bestimmen zu können. Ansonsten hat sie es bei ihrem Mann als ehemaligen Leistungssportler erleben müssen, dass man „ Danach“ plötzlich sehr allein ist. „ Selbst um die Frage wie man richtig abtrainiert und die damit verbundene medizinische Betreuung hat sich kein Mensch mehr gekümmert.“

Was wäre wenn ?

Mit viel Verständnis um Verletzungssorgen aus dem eigenen Erleben würde Cindy ihrer Vereinskameradin Nadine Müller den Sieg wünschen und sollte sie doch ganz oben stehen, dürfte die Widmung des Erfolges ihrem Mann gelten. „Gern würde ich dann den Preis aus den Händen von Susanna Kallur entgegennehmen. Die schwedische Hürdenläuferin kenne und schätze ich schon lange. Die Hürdenläuferin verabschiedete sich vom Leistungssport 2017 bei der Hallen-EM in Belgrad im Finale, das ich gewinnen konnte. Den Hallenrekord über 60m Hürden hat sie sich bis heute noch nicht entreißen lasse.“

Titel: 
Sarah Gambetta
Bild: 
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Wie es begann

An ihre sportlichen Anfänge kann sich Sarah kaum erinnern, denn das war noch in der Krabbel-Gruppe. Nicht überraschend, denn beide Eltern (Cornelia und Carlos Gambetta) brachten sie als Trainer schon frühzeitig zur Leichtathletik. „Ich habe als Kind auf der Tartan-Bahn das Laufen gelernt.“ Nach ihrer Verletzung 2012 hat dann das Kugelstoßen ganz langsam mehr und mehr das Mehrkämpfer-Herz erobert.

2018 im Focus

Sarah weiß schon, dass der 5. Platz bei der Europameisterschaft ihr die Nominierung für die Umfrage eingebracht hat. Persönlich wichtiger war ihr 2018 aber, dass sie in mehreren Wettkämpfen zum Saisonende hin beweisen konnte, dass ihre Leistung wieder zu 18,50 m tendiert. Privat war 2018 für die Sportsoldatin ein ruhiges Jahr in dem sie Training, Wettkämpfe und Lehramts-Studium gut miteinander vereinbaren konnte.

Die Wettkämpferin

Konzentration unmittelbar vor dem Versuch ist natürlich wichtig und wenn ihre Vorgängerin in den Ring geht, beginnt sie sich auf das Wettkampfgerät und die Bewegungsabläufe einzustimmen. Ansonsten mag sie auch während des Wettkampfes eine eher anheimelnde, harmonische Atmosphäre. Wenn sie doch Ruhe braucht, greift sie nach den Kopfhören und hört Musik.
Erfolge gehen Sarah sofort unter die Haut und sie kann auch ihre Freude zeigen. „Allerdings gebremst, denn zu Extremen neige ich nicht.“ fügt sie lachend hinzu. Über Misserfolge versucht sie schnell hinweg zu kommen und schafft das eigentlich immer, indem sie sofort mit der Fehleranalyse beginnt. Wenn mal etwas gar nicht klappt, kann schon der Tritt nach der Wasserflasche kommen: „Aber nur im Training, nie im Wettkampf.“

Die Motivation

Sarah ist Leistungssportlerin mit absoluter Konsequenz und bereit dem vieles unterzuordnen.

Als sie bemerkte, dass die Bedingungen für sie beim Kugelstoßen in Frankfurt nicht optimal waren, hat sie sofort einen Ortswechsel nach Halle, Leipzig und wieder zurück nach Halle vollzogen bis alles gepasst hat. „Leistungssport ist eine temporäre Erscheinung im Leben, da kann man auch mal einiges aushalten.“

Mit dieser Einstellung hat sie sich vom Mehrkampf getrennt als es nötig wurde und hat sich auch nach der Verletzung 2012 erneut motivieren können. „Es ist schon schwer zuzuschauen, wenn jüngere, gesunde Sportlerinnen an dir vorbei ziehen und da kommt auch der Gedanke, warum man das alles macht.“

Das Umfeld

Jeder hat gern sein vertrautes Umfeld in der Nähe. Im Leistungssport ist das nicht immer direkt möglich. Ich unterstütze die Gedanken zur Zentralisierung, aber bitte schön mit Augenmaß.“ Sie meint damit jungen Sportlern sollte man klar die Perspektive aufzeichnen wo und bis zu welchem Alter sie trainieren können und welche ausgewählten Standorte, Leistung vorausgesetzt, danach deutschlandweit in Frage kommen.
„Einer Olympiasiegerin kann man aber nicht ohne Übergangsregelungen einfach einer Reform opfern.“
Dass es dann aber auch erheblicher Investitionen zur Umsetzung von Reformideen bedarf, macht Sarah mit einem Seitenblick auf den Trainingsraum deutlich aus dem sie gerade kam,der mit „Große Kraftraum“ betitelt und mit 5-6 Sportlern schon gut gefüllt ist.

Zeit für Muse

„Dafür muss man sich Zeit nehme.“ Sie liebt das klassische Kino und den Wintersport. Sarah weiß natürlich, dass ob möglicher Verletzungsgefahr immer Bedenken bestehen und sagt darauf voller Freude: „In diesem Jahr hat mir mein Trainer Renè Sack aber den Skiurlaub erlaubt !“
Lesen mit einem richtigen Buch voller Fantasy in der Hand (wenn sie es nicht gerade in ein Trainingslager schleppen muss) hilft ihr absolut zu relaxen und Musik gehört auch dazu. Da ist sie geschmacklich nicht festgelegt, nur beim Wettkampf ist Helene Fischer ein Muss und „Atemlos“ der Favorit.

Und danach ?

Sarah zählt sich zu der Generation von Sportlerinnen und Sportlern, die schon während der aktiven Laufbahn nicht gerade mit Förderung verwöhnt werden und hat keine Illusionen für die Zeit danach.
„Die gesellschaftliche Anerkennung könnte natürlich besser sein, aber ich denke ein erfolgreicher Studienabschluss wird mir alle Möglichkeiten geben beruflich mein Leben weiter zu gestalten.“
Noch ist es aber nicht so weit. „Ich möchte gern bei der nächsten Weltmeisterschaft dabei sein und auch die Olympischen Spiele 2020 und 2024 noch als Aktive erleben.“ Sie macht sich selbst aber keine Medaillenvorgaben. „Ich möchte nach jedem Wettkampf sagen können, dass ich meine Möglichkeiten ausgenutzt habe. Wenn das dann zu einer Medaille reicht, ist es gut. Wenn nicht, waren andere besser.“

Was wäre wenn ?

„Ich kenne nicht alle Konkurrentinnen persönlich, würde es aber Julia Lier wünschen Sportlerin des Jahres zu werden.“ Die Entscheidung zu treffen wem sie ihren möglichen Erfolg bei der Umfrage widmen soll, macht Sarah sichtlich Schwierigkeiten. „Da sind ja so viele Menschen dran beteiligt aber letztlich ist das mein ganz persönlicher Erfolg und ich möchte ihn auch behalten.“
Wenn es dann nach ihrem Wunsch geht würde ihr eine Siebenkampf-Ikone den Preis überreichen: Carolina Klüft.

Titel: 
Anna Bader
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Wie es begann
„Mit 13 habe ich Wasserspringen im Fernsehen gesehen und da stand für mich sofort fest, dass ich das auch machen will.“ Was dann aber gar nicht so einfach umzusetzen war, denn im Umfeld ihres damaligen Wohnortes gab es für diese Sportart kein Angebot. Anna ist ihrer Mutter noch heute dankbar, da diese den anderthalb stündigen Anfahrtsweg nach Mainz auf sich nahm.
 

2018 im Focus
„Mein absolut wertvollster Wettkampf 2018 war im Juni am texanischen Hell`s Gate, weil das unser ganz großer Familientriumph war.“ Bei der Red Bull Cliff Diving World Series (vergleichbar mit einem Welt - Cup) belegte Anna Bader den 3. Platz mit dem hauchdünnen Rückstand von 0,4 Punkten auf die Siegerin und ihr Partner Kris Kolanus (Polen) schaffte seinen ersten Cup-Sieg.
„Das ich in diesem Jahr Mitglied im FINA- Athletes Committee wurde und hier im Interesse aller Athleten wirksam werden kann, macht mich natürlich ganz besonders stolz.“ Naja und dann ist da noch was passiert, was sie nicht direkt kommentiert aber gern die Hände über dem Baby-Bauch faltet: Im Februar erwarten Anna und Kris ihr zweites Kind.

Die Wettkämpferin
Unmittelbar vor dem Wettkampf ist schon absolute Konzentration nötig, denn der Sprung aus 20-22 m Höhe bei den Frauen bringt schon eine lange Flugphase mit komplizierten Bewegungsabläufen mit sich. Da greift Anna dann auf Entspannungstechniken wie Yoga zurück und versucht die Abläufe exakt zu visualisieren.
„Ganz wichtig ist für mich aber auch, dass ich während des Wettkampfes die Atmosphäre aufsaugen kann. Ich brauche die Zuschauer und ihre Begeisterung.“ Zum Thema Erfolg und Misserfolg hat sie eine sehr spezifische Meinung: „ Auch wenn der Sprung nicht so gut gelungen ist, ist es schon ein Erfolg, wenn du unverletzt aus dem Wasser kommst.“ Insofern lässt Anna ihre Gefühle raus, schränkt aber ein: „Wir sind beim Cliff Diving eine große Familie und richtig Freude kommt erst auf, wenn alle gesund unten sind.“
 

Die Motivation

Kraft schöpft Anna aus ihrer Familie mit der sie möglichst viel Zeit verbringt. Auch die 2016 geborene Tochter Roxana ist bei Wettkämpfen dabei. Als Familie an einer Weltmeisterschaft oder einem Weltcup teilnehmen, dass dürfte in anderen Sportarten schier unvorstellbar sein. Anna hat, trotz Rückschlägen, noch nie an ein Aufhören gedacht: „ Meine Leidenschaft ist ungebrochen.“

Das Umfeld
„Unser Umfeld gestalten mein Partner und ich sehr bewusst, deshalb sind wir 2017 auch nach Halle gekommen. Hier finden wir beste Trainingsbedingungen in Halle-Neustadt, wo wir auch fünf Minuten von der Trainingsstätte entfernt wohnen. Im Verein nimmt man absolute Rücksicht auf unser Trainingsprogramm in Familie.“ Die zentrale Lage zwischen den beiden Großmüttern (Eine lebt im Hunsrück und die andere in Polen), deren Hilfe bei der Kinderbetreuung öfter nötig wird, dürfte auch für Halle sprechen. „Wir sind hier total gut aufgenommen und die Stadt, die bundesweit oftmals etwas underrated ist, gefällt uns einfach gut .“

Zeit für Muse
Leistungssport, Sportfunktionär und Familie, bleibt da noch Zeit für Hobbys ? „Wenig, aber ich tanze für mein Leben gern.“ Auch Lesen gehört zu Annas Lieblingsbeschäftigungen. Sehr gern Literatur vom und um den Dalai Lama. Sie liebt Menschen, die eigene Ideen vom Leben haben, Gewalt nicht mit Gewalt beantworten und auf Herausforderungen auch mal ganz anders reagieren als erwartet. Da fällt dann auch noch der Name von Nelson Mandela. Als leidenschaftliche Tänzerin ist ihre favorisierte Musik in Spanien und Lateinamerika zu Hause. Im Kino mag sie französische Filme, die abseits vom Hollywood-Mainstream alltägliche zwischenmenschliche Beziehungen als Thema haben.

Und danach ?

Anna denkt von Saison zu Saison. Nach der Geburt des Kindes im Februar wird sie sehen, wie es weiter geht. Genau kann sie es noch nicht sagen aber so lange es Spaß macht, springt sie sicherlich weiter. Vielleicht auch, weil sich ihre Sportart gegenwärtig olympische Hoffnungen macht, würde aber liebend gern auch noch weitere Wettkämpfe in Großstädten vor wunderschönen Panorama wie in Budapest bestreiten. Paris fällt ihr da sofort ein. Mit ihrem abgeschlossenen Lehramtsstudium hat Anna keine Zukunftsängste. Schon jetzt steht sie immer wieder gern vor Kindern, z.Z. in einer halleschen Sekundarschule als Vertretungslehrerin.

Was wäre wenn ?
Ganz Wassersportlerin, würde Anna sich sehr über einen Sieg von Laura Riedemann freuen und ihren möglichen Sieg würde sie den beiden immer hilfsbereiten Großmüttern widmen.
Etwas überraschend die Wahl der möglichen Laudatoren. Sie würde sich Tommie Smith und John Carlos wünschen. Die beiden US-amerikanischen Leichtathleten gewannen 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko über 200 m nicht nur Gold und Bronze gewannen sonder zeigten bei der Siegerehrung die „Schwarze Faust“ , das Symbol der Black-Power-Bewegung gegen Rassismus.

Titel: 
Luise Malzahn
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Wie es begann
Meine Schwester Claudia ist sieben Jahre älter und es ist naheliegend, dass ich einen Teil meiner Kindheit auf der Judo-Matte verbracht habe. Irgendwann habe ich dann gedacht, so schöne Medaillen wie Claudia möchte ich auch mal haben.“

2018 im Focus
Das Wettkampfjahr 2018 wird bei Luise schmerzhaft in Erinnerung bleiben. Gut in Form war sie, als sie im Halbfinale beim Grand Slam in Jekaterinburg einen Schlag mit dem Ellenbogen auf die Nase bekam. Verletzt kämpfte sie sich bis in das Finale. Danach musste der Trümmerbruch operiert werden und auch wenn Luise auf Facebook ankündigte „schöner zurück zu kommen“, die Europameisterschaft musste ohne sie stattfinden. Als für sich wertvollsten Wettkampf sieht sie den Grand Prix in Taschkent: „ Da hat mal alles geflutscht“. Privat lief für die Angehörige der Landespolizei alles ohne große Höhepunkte. Lächelnd der Zusatz: „Ok auf ein paar Sachen hätte ich auch verzichten können.“

Die Wettkämpferin
„Vor dem ersten Kampf bei einem Turnier bin ich oft sehr nervös. Ist der vorbei geht es dann viel relaxter zu.“ Nach einem Misserfolg taucht Luise („Ich bin sehr selbstkritisch.“) gern sofort in die Analyse ab. Das hilft ihr ein negatives Erlebnis schneller zu überwinden. Beim Erfolg wird schon mal gejubelt. In einer Sportart die, sehr auf „Selbstbeherrschung setzt aber nur leicht schaumbegrenzt. Übermäßige Gefühlsausbrüche sieht man bei uns nicht so gern.“
 

Die Motivation

Aus welchem Holz Luise Malzahn geschnitzt ist, zeigt ihr Auftreten im Kampf um Bronze bei den Olympischen Spielen in Rio. Durch einem Kreuzbandriss gehandicapt tritt sie dennoch im kleinen Finale an und wird von ihrer Gegnerin in einen Würgegriff genommen, der bis zur Grenze der Bewusstlosigkeit führte. Erst nach dem Kampfabbruch kam sie wieder zur Besinnung
So ging die erhoffte Bronzemedaille verloren, Tränen flossen und Luise hinterfragte sich: „Was willst du dir noch alles zumuten ?“ Nach etwas Bedenkzeit konnte sie sich erneut motivieren. Von einem Trümmerbruch der Nase wusste sie da noch nichts aber auch den steckte sie weg und machte weiter.

Das Umfeld
Luise Malzahn liebt ihre Heimatstadt Halle und nutzt gern ihre Netzwerke: „ Hier kennt dich jeder,du bekommst alle Unterstützung und mancher Termin geht auch sehr viel schneller als in Berlin.“ Berlin ist das Stichwort. Auch wenn ihr Herz in Halle beim SV Halle bleibt, den dortigen Olympiastützpunkt hat sie sich zielgerichtet ausgesucht. „Ich betreibe eine Kampfsportart. Das geht nun mal nicht allein und du musst dorthin gehen, wo du die stärksten Gegnerinnen findest. Das war in Halle nicht mehr möglich.“
Wie wichtig Vorbilder für die Nachwuchsentwicklung sind weiß sie schon und genau deshalb absolviert sie möglichst viele Trainingseinheiten auch in Halle, sozusagen für den Nachwuchs zum „Anfassen“. Luise Malzahn versteckt sich da nicht hinter irgendwelchen Entwicklungskonzepten. Sie tut das aus eigener Überzeugung.

Zeit für Muse
In ihrer Freizeit ist Luise in der Küche zu finden. Weniger beim Kochen sondern beim Backen: „Ich bin eher die Süße !“. Sie ist gern kreativ und handwerklich tätig und frönt da einer Leidenschaft, die man bei einer jungen Frau vielleicht nicht mehr erwartet: Sie häkelt gern. Im Trainingslager liest sie auch ganz gern und musikalisch steht sie auf deutsche Schlager. Film und schon gar nicht Serien spielen bei ihr keine wichtige Rolle. „ Ich bin eher der Typ, der was macht, was auch ein greifbares Ergebnis hat.“

Und danach ?
Sportlich plant Luise nicht langfristig, offensichtlich hat sie zu viele unliebsame Überraschungen erlebt, die vieles unberechenbar machten. “Ich stehe jeden Morgen auf und versuche den Tag so optimal wie möglich zu gestalten. Wozu es reicht, wird man dann sehen.“ Natürlich hat sie die wichtigsten Termine 2019 im Kopf. Es gibt eine Welt-und eine Europameisterschaft. Dafür verrät Luise auch ein Ziel: „Momentan bin ich 14. der Weltrangliste und ich möchte unter die ersten Acht kommen. Da kannst du dann sicher sein nicht gleich im ersten Kampf auf eine Favoritin zu stoßen.“ Über Olympia 2020 nachzudenken ist ihr noch zu früh.

Und wenn sie dann den Judo-Anzug auszieht, wird Luise als Polizeikommissarin der Landespolizei eine klare berufliche Perspektive haben.

Was wäre wenn ?
Ihr Favorit als Sportlerin des Jahres wäre Ornella Wahner. Klar die Sympathie der Kampfsportlerin spielt da eine Rolle, aber sie weiß auch dass Ornella mit einem WM-Titel in einer Olympischen Kampfsportart der Frauen etwas ganz Besonderes vollbracht hat. Den eigenen Sieg würde Luise einem Mann widmen, der für sie seit vielen Jahren unersetzlich ist. Für ihren Heimtrainer Werner Schulze wäre das ein sehr schönes Geschenk zur bevorstehenden Pensionierung. Ihren eigenen Pokal würde sie gern von der Frau entgegen nehmen , die gemeinhin als die mächtigste Frau der Welt gilt: Angela Merkel.
„Als Leistungssportlerin mit vollem geistigen und körperlichen Einsatz möchte sie von der Bundeskanzlerin gern wissen, wie man über so viele Jahre so einen kräftezehrenden Job machen kann.

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