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Eltern als wichtige Stütze junger Talente

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Vielleicht kennen Sie die Situation: Sonntag, 7.30 Uhr an einem kalten, verschneiten Dezembertag. Treffpunkt ist der Parkplatz der Sporthalle zur Abfahrt zum Spiel. 1,5 Stunden Fahrt, um pünktlich die Kinder zum Sprungball in der Halle abzuliefern. 4 x 10 Minuten mitfiebern und anfeuern mit anschließendem im Stau stehen auf der Rückfahrt. So oder ähnlich sehen oftmals die Wochenenden von Eltern aus, deren Kinder leistungsorientiert Basketball spielen. Und ohne Eltern, die diese Herausforderung mitmachen, wäre das Sport treiben für Ihre Kinder nicht möglich.

Eltern sind daher eine wichtige Stütze für junge Talente. Neben Fahrdienst und Fan, nehmen Eltern weitere wichtige Rollen ein. So spenden sie Trost, versorgen Verletzungen, motivieren oder geben vermeintlich hilfreiche Tipps. Dabei möchten die Eltern mit ihrem bewussten und auch unbewussten Verhalten eigentlich nur das Beste für ihr Kind. Jedoch kann so manches gut gemeinte „Ihr gewinnt“ oder „Viel Erfolg“ bei einem Kind das Gegenteil von dem bewirken, was es eigentlich soll.

Nehmen wir ein folgendes Szenario, welches sich Wochenende für Wochenende in den Hallen wiederholt. Wie verhalten sich Eltern bei einem Spiel, bei dem das Team des eigenen Kindes führt, einen Korb erzielt? Sie feuern an und freuen sich. Wie ändert sich jedoch das Verhalten der Eltern, wenn das Team des eigenen Kindes mit 20 hinten liegt und scored? Die Freude fällt in vielen Beispielen geringer aus als im ersten Fall. Und das eigentlich in der Situation, in der das Kind den meisten Rückhalt durch Eltern bekommen müsste. Denn welche unbewusste Nachricht könnte dadurch bei einem Kind ankommen? Richtig: „Meine Eltern schämen sich für mich“ oder „Meine Eltern freuen sich nur, wenn ich vorne liege“. Durch diesen unbewussten Fokus kann das Denken von jungen Talenten nachhaltig beeinflusst werden. Leider sind Kinder nicht in der Lage wie Erwachsene ihren Selbstwert von Spielergebnissen losgelöst zu betrachten. Auch nett gemeinte Sätze wie „Viel Erfolg heute“ oder „Ihr gewinnt heute bestimmt“ können diesen Inhalt vermitteln. Die Kinder können Annahmen entwickeln wie „Nur, wenn ich gewinne, sind meine Eltern stolz auf mich“.

Daher sollten Eltern sich vielmehr darauf konzentrieren, dem Kind zu vermitteln, dass sie stolz auf das Kind sind und es unterstützen. Und das unabhängig davon, wie das Resultat ist. Es ist entscheidend, den Kindern zu zeigen, dass Sie als Eltern einfach nur möchten, dass das Kind Spaß hat und alles gibt. Denn wenn ein Kind Spaß hat an der Tätigkeit, die es ausführt, kommen die Motivation und die Erfolge als Nebenprodukt dazu. So sind Sätze vor dem Wettkampf wie „Hab Spaß“, „Gib dein Bestes“ oder „Ich habe dich lieb“ konstruktivere Beispiele die Eltern vor einem Wettkampf sagen können und haben nichts zu tun mit „Schaumschlägerei“. Nach dem Spiel können Sätze wie „ich bin stolz auf dich, weil du alles gegeben hast“ oder „hattest du Spaß“ sehr hilfreich sein. Das mag jetzt nicht leistungsfördernd wirken, aber da ist der Punkt. Ehrgeiz entwickeln die Kinder während ihrer Tätigkeit. Diesen zu erzeugen ist aber nicht die primäre Aufgabe von Eltern. John Wodden, ein legendärer College-Trainer, hat beispielsweise gesagt, dass er seinen Spielern nie gesagt hat, er wolle das Spiel gewinnen. Er hat Ihnen vielmehr gesagt, dass er möchte, dass sie ihr Bestes geben und sie so am Ende, egal wie das Spiel ausgeht, stolz vom Feld gehen können. Und ist es nicht das worum es im Jugendbasketball geht? Zu lernen, alles zu geben und sich nicht nach Sieg oder Niederlage zu definieren. Übrigens: Mit diesem Ansatz ist Coach Wodden der erfolgreichste Trainer der Trainergeschichte geworden…

Nachfolgend finden Sie eine kleine Checkliste, mit der Sie ihr eigenes Handeln überprüfen können. Nehmen Sie sich doch kurz Zeit und denken Sie über die genannten Punkte nach

Checkliste für Eltern

  • Können Sie Ihrem Kind Zeit geben?

  • Zeit zum Fahren, Unterstützung, anfeuern?

  • Interesse an seinen Gedanken und Gefühlen?

  • Zeit sich zu entwickeln?

  • Können Sie Erfolge von Ihrem Kind akzeptieren?

  • Sind Sie stolz auf Ihr Kind, wenn es erfolgreich ist?

  • Können Sie Niederlagen von Ihrem Kind akzeptieren?

  • Sind Ihnen Niederlagen peinlich?

  • Könnten Sie Ihr Kind nach einer herben Niederlage trotzdem in den Arm nehmen?

  • Können Sie Ihrem Kind ein Vorbild sein?

  • Im Umgang mit Emotionen?

  • Umgang mit Anderen (Trainern, Schiedsrichtern, Eltern vom Gegner)?

  • Können Sie Ihr Kind eigene Entscheidungen treffen lassen?

  • Möchten Sie immer die Kontrolle haben oder können Sie die Kontrolle auch abgeben?

  • Darf Ihr Kind diesen wichtigen Schritt gehen?

  • Können Sie Ihr Kind teilen?

  • Ist es in Ordnung, dass andere Personen in den Vordergrund treten und Vorbilder werden (z.B. Trainer)?

 

Dr. Sebastian Altfeld unterstützt als Sportpsychologe, klinischer Psychologe und angehender Psychotherapeut Leistungssportler, Mannschaften, Schiedsrichter und Personen anderer Berufsgruppen im Umgang mit Leistungsdruck, Stress und hohen Anforderungen. Er betreut unteranderem die Olympia-Athleten der Karate- und Badminton-Nationalmannschaft, sowie Nachwuchsathleten am Olympia-Stützpunkt in Winterberg. Darüber hinaus arbeitet er mit diversen Basketballteams im Senioren und Jugendbereich zusammen. Als Inhaber einer Basketball-B-Trainerlizenz arbeitete er langjährig im Leistungsnachwuchsbereich in Hagen, sowie als Landestrainer für den Westdeutschen Basketball-Verband.

Falls Sie Fragen oder weitere Informationen wünschen kontaktieren Sie ihn gerne:

Internet: www.sebastianaltfeld-coaching.de

Email: mail@sebastianaltfeld-coaching.de

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