SWH Webbanner
KategorieNews
thomas.deparade

Fragliche Spitzensport-Reform

Unterzeile: 
Zentralisierung und Reduzierung der Stützpunkte
Bilder: 
Bild: 
Bildunterschrift: 
kk-artworks - Fotolia

Am 28. September präsentierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages ein Konzept zur Reform des Spitzensports. Mit dessen Hilfe könne der Abwärtstrend bei den Olympischen Spielen sauber und fair gestoppt werden. Seit den Sommerspielen in Barcelona (1992) hat sich die Medaillenausbeute deutscher Athleten von damals 82 Medaillen auf zuletzt in Rio 42 Medaillen halbiert. Das BMI sieht den DOSB in der Pflicht und forderte bereits vor den Spielen 30 % mehr Medaillen.

"Deutschland soll erfolgreich sein!"

Zukünftig sollen Sportler und Disziplinen mit hohen Medaillenchancen deutlich stärker unterstützt werden. Fehlt dagegen eine Perspektive, können ganze Disziplinen durch das Raster fallen. Nach der Bewertung der Zukunftschancen von Athleten, u.a. durch Softwareprogramme, könnten Einzeldisziplinen bald drei Fördergruppen zugeordnet werden. Sportarten des Exzellenzclusters sollen am besten gefördert werden. Disziplinen des Potenzialclusters sollen dagegen Abstriche bei der Förderung hinnehmen müssen. Disziplinen ohne Erfolgspotenzial hätten deutliche finanzielle Einbußen zu erwarten - bis hin zum Förderungsstopp.

"Konzentration & Reduzierung!"

Zahlreiche bundesdeutsche Einrichtungen des Leistungssports stünden vor dem Aus. Die Olympia-Stützpunkte sollen von 19 auf 13 reduziert werden, etwa 20 Prozent der Bundesstützpunkte sollen wegfallen. Konzentration heißt die Maxime staatlicher Spitzensportförderung. Alle verfügbaren Ressourcen in besonders förderungswürdige olympische Sportarten fließen zu lassen ist nicht neu. Bis zum Ende der 80er Jahre waren z.Bsp. auf dem Gebiet Ostdeutschlands alle Trainer bei einer Einrichtung (DTSB) beschäftigt. Sogenannte Schwerpunktsportarten konnten z.T. auf über 500 Fachleute zurückgreifen. Wieviel sind es heute und wer beschäftigt sie? 2018 sichert Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) dem deutschen Spitzensport eine Erhöhung der finanziellen Zuwendungen zu. Zur Zeit beträgt der jährliche Spitzensport-Etat ca 160 Mio Euro. Wie tief können Sie in die Taschen greifen Herr de Maizière?

Bundesstützpunkte sind Trainingseinrichtungen eines Spitzenfachverbandes. Hier trainieren täglich Bundeskaderathleten mit ihren hauptamtlichen Trainern. Am Bundesstützpunkt werden Trainingsstätten für das Hochleistungstraining in entsprechender Ausstattung und zeitlichem Umfang zur Verfügung gestellt. Der Olympiastützpunkt ist die Betreuungs- und Serviceeinrichtung für den Spitzensport. Er sichert eine qualitativ hochwertige und komplexe Betreuung für berufene Bundeskaderathleten, ausgewählte Nachwuchskader und deren Trainer.

"In Halle würden nur noch drei von zuvor sieben Bundesstützpunkten weiterbetrieben!"

  • Bundesstützpunkt Wasserspringen - bleibt
  • Bundesstützpunkt Rudern - wird reduziert / Konzentration in Sachsen-Anhalt auf Magdeburg
  • Bundesstützpunkt Rhythmische Sportgymnastik - wird reduziert
  • Bundesstützpunkt Turnen - wird reduziert
  • Bundesstützpunkt Schwimmen - wird reduziert / Konzentration in Sachsen-Anhalt auf Magdeburg
  • Bundesstützpunkt Leichtathletik (Mehrkampf) - bleibt
  • Bundesstützpunkt Leichtathletik (Wurf) - bleibt

Das vorgelegte Konzept lässt außer Betracht, dass die für die Finanzierung wichtigen Hebelwirkungen in die regionale Wirtschaft und in die Kommunen verloren gehen könnten, wenn ein Standort seinen Status als Bundesstützpunkt verliert. Sportlern aus der Region würde zum Beispiel der Zugang zu Sponsoring- und Werbeverträgen erschwert. Ausbleibende Bundesförderungen hätten Auswirkungen auf die Haushalte der Kommunen. Die kommunale Finanzierung von Trainingsstätten könnte in Frage gestellt werden.

"Was kann getan werden?"

Es ist wichtig und richtig, die besten Athleten miteinander trainieren und voneinander profitieren zu lassen. In einem offenen Brief an den Innenminister Thomas de Maizière machen Vertreter der Trägervereine der Bundesstützpunkte in Halle, der Oberbürgermeister der Stadt Halle - Dr. Bernd Wiegand und der Stadtsportbund Halle e.V. auf die besondere Situation in Sachsen-Anhalt aufmerksam. Um den Kaderathleten und Trainern ein optimales Trainings- und Arbeitsumfeld bieten zu können, wurde in Halle in topmoderne Sportstätten investiert. Wenn potenzialorientierter gefördert werden soll, müsse eine Differenzierung zwischen Ballungsgebieten und dünn besiedelten Bundesländern, erfolgen. Auch die Tradition sollte nicht außer Acht gelassen werden. Bei verschiedenen Olympischen und Paralympischen Spielen gewannen Sportlerinnen und Sportler aus Halle (Saale) im Rudern und Schwimmen 13 Gold-, fünf Silber- und vier Bronzemedaillen. Halle (Saale) weist damit eine der besten städtischen Medaillenbilanzen der Welt auf.

"Wir bitten Sie, sprechen Sie mit uns, machen Sie sich ein Bild von den Bedingungen vor Ort!"

Am 18. Oktober diskutieren die Sportverbände auf einer Sitzung in Frankfurt über das Papier, einen Tag später kommt es zur öffentlichen Anhörung des Sportausschusses im Bundestag.

Quellen:

Süddeutsche Zeitung; Spiegel; DOSB

Mit Freunden teilen